OpenRewi veranstaltet 5. jurOA-Tagung in Berlin

Am 01. und 02.10.2024 fand die 5. jurOA-Tagung in Berlin statt. Organisiert und veranstaltet wurde die Fachtagung für Open Access und Open Science in der Rechtswissenschaft in diesem Jahr von OpenRewi (Prof. Dr. Nikolas Eisentraut und Maximilian Petras).

Gruppenbild jurOA 2024

Vorausgegangen war die Planung der Tagung und ein Call for Abstracts, der der Tagung ihre thematische Richtung vorgab: „Von Open Access zu Open Science: Das transformative Potenzial der Digitalisierung für eine Öffnung der Rechtswissenschaft und das Urheberrecht“. Mit dem Format „Perspektiven“ wurden Wissenschaftler*innen eingeladen, im Vortragsformat zur Tagung beizutragen und ihre Ideen zur Diskussion in der Fachcommunity zu stellen. Mit dem Format „Insights“ wurden auf den jurOA-Tagungen ebenfalls eine zentrale Stellung einnehmende offene Projekte eingeladen, sich der interessierten Fachcommunity vorzustellen, um so Leuchttürmen offener Praxis in der Rechtswissenschaft eine Bühne zu geben.

Aus den spannenden Einreichungen konnten wir ein rundes Tagungsprogramm zusammenstellen. Mit insgesamt 103 angemeldeten Teilnehmenden (68 vor Ort, 35 virtuell) konnte die jurOA-Tagung an die Erfolge aus den Vorjahren anknüpfen.


1. Tagungstag

Am 01.10. wurden die Räumlichkeiten des Wikimedia Deutschland e.V. am Tempelhofer Ufer in Berlin für die Teilnehmenden und das Zoom-Meeting für die virtuellen Tagungsgäste geöffnet. Max und Niko begrüßten die Gäste und Dr. Saskia Ostendorff richtete Grußworte von Wikimedia an die Teilnehmenden.


Inhaltlich eröffnete Thomas Hartmann die Tagung mit einem Vortrag, der die These formulierte, dass Open Science und Open Access als Elemente guter wissenschaftlichen Praxis verstanden werden können. Im zweiten Tagungsblock wurden die Rahmenbedingungen dafür beleuchtet: Wie ein Kulturwandel hin zu mehr Offenheit in der Rechtswissenschaft gelingen kann, wird im Team von Prof. Dr. Ellen Euler im von Jonas Hantow vorgestellten BMBF-geförderten Drittmittelprojekt „KidRewi“ beforscht. Weiterhin erforderlich sind Unterstützungsangebote bei der rechtssicheren Ausgestaltung von Open-Access-Formaten; diesen Bedarf adressierte Georg Fischer vom Open-Access-Büro Berlin, der die Initiative Legal Helpdesk Berlin vorstellte.


Der zweite Vortrag des Tages fokussierte hochaktuelle Fragen des Zugangs zu Wissen im Spannungsfeld aus Urheberrecht und künstlicher Intelligenz: Dr. Tristan Radke erläuterte die Bedeutung des § 60d UrhG für das text-und-data-mining, um Large Language Modells zu trainieren.

Im dritten Themenblock des Tages wurden Open-Access-Kommentare als neues Open-Access-Format beleuchtet. Erst neuerlich starteten in Deutschland erste Initiativen, die eine Öffnung von Kommentarliteratur in den Open Access vorantreiben wollen, während in der Schweiz mit www.onlinekommentar.ch bereits eine Plattform existiert und genutzt wird (s. dazu bereits die Projektvorstellung auf der jurOA 2022). Es stellten sich drei Projekte vor: Mit dem CC-Kommentar wird in Bälde der erste offene Kommentar zu den Creative Commons Lizenzen erscheinen (Prof. Dr. Ellen Euler, Prof. Dr. Paul Klimpel), das Projekt OZUG schafft eine an das Schweizer Vorbild des Onlinekommentars angelehnte Plattform für offene Kommentare in Deutschland und veröffentlicht dort den ersten offen lizenzierten Grundgesetzkommentar (Esther de Haan). Dr. Johannes Kruse stellte schließlich den Kommentar ohne Autor vor, einen GPT-Online-Kommentar, mit dem die Potentiale, aber auch Risiken künstlicher Intelligenz bei der Erstellung von Kommentarliteratur aufgezeigt werden können.


Der erste Tagungstag schloss inhaltlich mit der Vorstellung von gelebten Open-Access-Formaten: Dr. Felix Würkert präsentierte den JuwissBlog und Dr. Anna Pingen und Thomas Wahl die Plattform Eucrim, die neben Open-Access-Zeitschrift auch Open-Access-Forum und Netzwerk für die europäische Strafrechtswissenschaft ist.

Der Tag wurde mit der Verleihung des Daniel-Hürlimann-Gedächtnisstipendiums beschlossen. Laudator war die treibende Kraft des jurOA-Netzwerks Prof. Dr. Dr. Hanjo Hamann. Als Erstplatzierte wurden mit Stipendien zu je 500 € ausgezeichnet:

  1. Dr. Kristina Peters gemeinsam mit Victoria Ibold, Nina Schrott und Thomas Steenbreker als Gründerteam der „Neuen Strafrechtswissenschaft“ (NSW)
  2. Dr. Apollo Dauag gemeinsam mit Daniel Brugger, Colin Carter und Martin Affolter als Gründerteam von Repositorium.ch – Das Fachrepositorium zum Schweizer Recht

Daneben wurden folgende Zweitplatzierungen („honorable mentions“) zuerkannt:

  1. Til Martin Bußmann-Welsch (iur.crowd) für seinen öffentlichkeitswirksamen Beitrag zur transparenten Ausbildungsreform (iur.reform).
  2. Stella Dörenbach, B.A. (Universität Kiel) für Forschung zur Justiztransparenz (Diss. AT: „Die Datafizierung der Rechtsprechung“) und Engagement im Verein OpenRewi.
  3. Dr. Monika Plozza (Universität Luzern) für ihre Forschung zum Menschenrecht auf Wissenschaft (Diss. 2024: „The Human Right to Science“).
  4. Dr. Tristan Radtke, LL.M. (NYU) (TU München) für urheberrechtliche Beiträge zum Open Access (insb. „Die Hintertür zu mehr Open Access?“, GRUR 2022, 1562).

Herzlichen Glückwunsch!
Bei einem Sektempfang und anschließendem gemeinsamen Abendessen wurde auf die Preisträger angestoßen.


2. Tagungstag

Der 02.10. eröffnete mit einem Block zum Themenfeld Open Educational Resources, welches OpenRewi sehr am Herzen liegt und dem auf der Tagung aufgrund der Förderung des Vereins im Drittmittelprojekt VEStOR ein eigener Tagungsblock eingeräumt werden konnte. Prof. Dr. Nora Rzadkowski diskutierte, welchen Mehrwert offene Bildungsmaterialien aus Perspektive der rechtswissenschaftlichen Fachdidaktik haben. Daran anschließend stellten sich drei konkrete OER-Projekte vor: Das Smartbook Grundrechte (Prof. Towfigh), das Open-Rewi-Lehrbuch Public International Law (Dr. Sué Gonzales Hauck) und das Drittmittelprojekt VEStOR, das spezifisch den Verein OpenRewi als Community stärken soll (Phil Falkenburg).


Die Tagungsvorträge beschloss Evin Dalkilic mit ihrem Vortrag zur rechtssicheren Finanzierung von Diamond-OA, was zugleich zum letzten Tagungsschwerpunkt, den Publikationsinfrastrukturen überleitete.

In der Mittagspause gab es aber zunächst noch zwei Workshopangebote zum Thema Open-Access-Publizieren (Linda Martin und Elke Brehm) und zum verständlichen Vermitteln juristischer Inhalte (Henry Steinhau).


Im Themenblock Publikationsinfrastrukturen stellten sich vier Projekte vor: László Simon-Nanko präsentierte das Modell des Subscribe to Open als Finanzierungsmodell von Open-Access-Zeitschriften. Tobias Steiner stellte Copim als communitygeführte Initiative zur Open-Access-Buchpublikation vor. Apollo Dauag stellte das Schweizer Fachrepositorium Recht vor und Kristina Peters die Neue Strafrechtswissenschaft (NSW) als neue Open-Access-Zeitschrift für die Strafrechtswissenschaft.


Die Tagung schloss mit einer Fishbowl-Diskussion, moderiert von Max Petras, in der über die Frage diskutiert wurde, auf welche Publikationsinfrastruktur die Rechtswissenschaft zusteuert. Es diskutierten Dr. Christina Riesenweber, László Simon-Nanko, Tobias Steiner und weitere Teilnehmende der Tagung.


Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Vortragenden, den helfenden Händen und unseren Tagungsgästen, die mit ihren Beiträgen die Tagung zu einem Ort des wissenschaftlichen Austauschs, der Vernetzung und des Engagements für freies Wissen gemacht haben.


jurOA und OpenRewi danken den folgenden Sponsoren für ihre wertvolle Unterstützung:

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