Die Initiative für offene Rechtswissenschaft (OpenRewi) sucht junge Rechtswissenschaftler:innen, die an einem Lehrbuch über das Forschen in der Rechtswissenschaft mitarbeiten möchten. Die Ausschreibung läuft bis zum 19. Januar 2025.
Worum geht es?
Wie forscht man in der Rechtswissenschaft? Was tun Rechtswissenschaftler:innen konkret, wenn sie forschen? Welche Fragen können gestellt und wie beantwortet werden? Welche methodischen Vorgehensweisen gibt es? Wie entwickelt man ein Forschungsdesign? Mit welchen motivierenden und frustrierenden Erfahrungen muss man rechnen? Was ist gute rechtswissenschaftliche Forschung und woran kann man die Qualität erkennen?
Diese Fragen stellen sich spätestens in der Promotionsphase, möglicherweise aber schon früher, etwa beim Anfertigen einer Bachelorarbeit. Gute Antworten zu finden, ist nicht leicht. Während es in der angloamerikanischen Literatur eine Vielzahl von Büchern gibt, die Zugänge zur Rechtswissenschaft und ihren Forschungsmethoden anbieten, beschränkt sich die deutschsprachige Ratgeberliteratur meist auf Anleitungen zur Bearbeitung von Fallhausarbeiten, technische Tipps zum korrekten Zitieren oder allgemeine Ratschläge zum Zeitmanagement. Rechtswissenschaftliche Forschung wird praktiziert, aber selten reflektiert. Diese Reflexionslücke erschwert den Zugang zur rechtswissenschaftlichen Forschung und behindert den produktiven Umgang mit Fragen und Herausforderungen, die sich im Verlauf des Forschungsprozesses stellen.
Es ist an der Zeit, diese Lücke zu schließen. Wir wollen mit euch darüber schreiben, was es heißt, in der Rechtswissenschaft zu forschen. Dabei ist uns daran gelegen, neben ersten Einführungen in die verschiedenen Themenbereiche auch Einblicke in das Forschungshandeln zu geben („doing research“), etwa durch Reflexionen eigener Forschungsprojekte oder durch Interviews mit anderen Forscher:innen in der Rechtswissenschaft.
Zielgruppe des Buches sind Nachwuchswissenschaftler:innen und Studierende. Wir wollen ihre Lust auf das Forschen in der Rechtswissenschaft wecken und ihnen den Zugang und Einstieg erleichtern. Idealerweise sollte das Buch sie in die Lage versetzen, ein Forschungsvorhaben zu entwerfen, etwa in Form eines ersten Exposés.
Folgende Themen könnten in dem Buchprojekt aufgegriffen werden:
• Vom Thema zur Frage: Wie grenze ich ein Thema ein? Wie entwickle ich aus dem Thema eine Forschungsfrage? Wie kann ich die Forschungsfrage abstrahieren? Welchen Erkenntnisgewinn strebe ich an?
• Angestrebte Erkenntnis und Erkenntnisinteresse: Warum stelle ich diese Frage? Was interessiert mich daran und warum könnte die Erkenntnis für meine wissenschaftliche Community interessant sein? Was will ich zeigen (Forschungsabsicht) und an welchen Adressatenkreis richtet sich mein Vorhaben?
• Theoretische Rahmungen: Bestimmung des Forschungsgegenstandes (bspw. law in the books – law in action), epistemologische Annahmen, kritische Forschungsverständnisse (bspw. feministische Rechtswissenschaft, postkoloniale Rechtswissenschaft), Unterschied nationaler v. internationaler Kontext, …
• Forschungsmethoden und -ansätze: dogmatische Forschung, rechtsempirische Methoden, interdisziplinäre Rechtsforschung, Rechtsvergleichung, rechtshistorische Forschung, ökonomische Analyse des Rechts, rechtstheoretische Forschung, rechtsethische Forschung, rechtsethnologische Forschung …
• Forschungsmethodologie(n) und Forschungsdesign: Wie lassen sich Frage, theoretische Rahmung, Erkenntnisinteresse, methodisches Vorgehen und Untersuchungsgegenstand aufeinander beziehen?
• Formate rechtswissenschaftlicher Forschung und Darbietung rechtswissenschaftlicher Forschung: Vortrag, Seminararbeit, Dissertation, Habilitation,…
• Wer forscht in der Rechtswissenschaft? Welche Machtstrukturen gibt es und auf welche Herausforderungen treffen Mitglieder marginalisierter Gruppen?
• Qualität rechtwissenschaftlicher Forschung: woran lässt sie sich erkennen und messen?
Da wir mit dem Buch Neuland betreten, sind wir für eure weiteren Ideen offen und freuen uns auf eure Rückmeldungen und die gemeinsamen Diskussionen.
Gerne stellen wir euch das Projekt bei einem Online-Treffen am 7. Januar 2025 um 18 Uhr auch persönlich vor. Ihr erreicht das Treffen unter folgendem Link: https://hs-ludwigsburg-de.zoom-x.de/j/62263554684 (Meeting-ID 622 6355 4684). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Wie gehen wir vor?
Das Buch ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die von jungen Rechtswissenschaftler:innen grundsätzlich eigenständig (aber natürlich untereinander koordiniert) erstellt werden sollen. Sowohl Einzel- als auch Co-Autor:innenschaft ist möglich. Die Teamfindung soll bis Ende Februar abgeschlossen sein. Wir entwickeln das Buchkonzept gemeinsam, legen insbesondere Themen und Darstellungsformate fest. Die Kapitel werden aufgeteilt und in einer ersten Schreibphase erarbeitet. Nach dem Erstellen der Kapitelentwürfe schließt sich ein Peer-Review-Verfahren und eine anschließende Überarbeitung der Kapitel an.
Das Bewerbungsformular findet sich unter diesem Link.
Klingt gut? Dann melde dich bei uns!
Wir suchen Rechtswissenschaftler:innen, die motiviert sind, das Projekt mit ihrer Expertise und ihrem Elan zu bereichern. Ihr seid aber auch dann willkommen, wenn ihr derzeit an einer Qualifikationsarbeit schreibt und das Projekt nutzen möchtet, um forschungstheoretischen und –methodischen Fragen nachzugehen. Wir möchten besonders FLINTA, BIPOC, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit internationaler Geschichte, Erstakademiker:innen, queere Menschen und Menschen aus anderen Gruppen, die im Wissenschaftsbetrieb noch unterrepräsentiert sind, ermutigen, zum Lehrbuch beizutragen und werden ein Team von mindestens 50 % FLINTA zusammenstellen.
Die Mitarbeit am Lehrbuch bietet die Möglichkeit,
• deine ersten Forschungserfahrungen in der Rechtswissenschaft zu reflektieren und zu teilen
• dadurch anderen den Einstieg in die Forschung zu erleichtern;
• offen lizenziert zu publizieren;
• möglichst kooperativ und egalitär zusammenzuarbeiten;
• eine spannende Publikation zu erarbeiten;
• Kontakt zu vielen interessanten Kolleg:innen zu knüpfen und von deren Perspektiven zu profitieren.
Bei Rückfragen zu dem Projekt melde dich gerne bei uns.
Prof. Dr. Nora Rzadkowski, MHE und Lukas Musumeci: rewi-forschung@openrewi.org
Das Bewerbungsformular findet sich unter diesem Link.